N-TV, die Nachrichten-Speerspitze aus dem werbefinanzierten TV-Sender-Konglomerat (RTL etc.) der Bertelsmann-Gruppe, veröffentlichte am heutigen Dienstag die Ergebnisse einer “Prospektiven Kohorten-Studie” der Universität Boston, USA. Dabei war den Redakteuren augenscheinlich unwohl zumute. Während prominent zu Beginn des Artikels die Sinnhaftigkeit des Verzehrs von Nahrungsergänzungsmitteln verneint wird und sogar auf die Gefährlichkeit hingewiesen wird, vollführt der Autor nach wenigen Sätzen eine Kehrtwendung.
Die Forscher hätten die Statistik eines nationalen Forschungsprogramms analysiert, dass elf Jahre lang 30.000 erwachsene Amerikaner ab dem zwanzigsten Lebensjahr befragt hat zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Fragestellung war hierbei, eine Beziehung zwischen der Sterblichkeit der Probanden und der Dosierung einzelner Vitalstoffe zu ermitteln. Die Studienautoren sprechen selbst von der begrenzten Aussagekraft durch nicht kontrollierbare Rückstände und auch einer ungenauen Erinnerung der Befragten. Fazit von N-TV ist, dass eine Überdosierung von Kalzium jenseits der 1.000 mg die Gefährlichkeit ansteigen lässt und generell nur Vitamine aus natürlichen Quellen gesundheitsfördernd sein könnten. Gegen Ende des Berichts kommen noch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und das Deutsche Institut für Ernährungsforschung, die sich in der Relativierung der Studie üben.
Und auch der Patientenbund kann der Studienveröffentlichung wenig Aussagekraft abgewinnen. Wissen wir doch, dass die Synergie der eingesetzten Zellvitalstoffe ausschlaggebend für den Erfolg einer Nahrungsergänzung ist. Nicht höchst dosierte Einzelstoffe können aufgenommen und dem Zellstoffwechsel zugeführt werden, sondern gerade das synergistische Zusammenspiel aller Einzelkomponenten. Zudem spielt in erheblichem Maße die Qualität der ausgewählten Quellen der Zellvitalstoffe eine Rolle bei der Bewertung der Bioverfügbarkeit der Ergänzungen. Eindrucksvoll ist dies bereits 2017 in einer Vergleichsstudie der in Europa am meisten verbreiteten Mikronährstoff-Kombinationen untersucht worden. Ein sehr informatives Video hierzu finden wir bei Youtube.
Und so schließt N-TV den Bericht über die Studie der Forscher auch mit einer kritischen Einschätzung. Bestätigt sie doch, dass die vereinzelte Höchstdosierung von Zellvitalstoffen aus ungeklärter Quelle kaum exemplarisch für die Möglichkeiten eines sinnvollen Einsatzes vom Ernährungsoptimierung mit Nahrungsergänzungsmitteln stehen kann. Dies unter dem Eingangsstatement der Sinnfrage von Nahrungsergänzungsmitteln zusammenzufassen überschreitet schon die Grenze neutraler Berichterstattung zu politisch verbrämter Lesermanipulation. Die Leser dieses Blogs bilden sich hiervon unbeeindruckt ihre Meinung.